scrollTop Icon

Gestalterische und filmpraktische Methoden

Mit optischem Spielzeug wie dem Lebensrad, der Wundertrommel oder auch dem ganz einfachen Rollkino fing alles an: Die Bilder "lernten laufen", Figuren bewegten sich scheinbar, obwohl sie doch nur starr auf Papier gemalt waren. Das Basteln von optischen Spielzeugen führt vor allem jüngeren Kindern eindrucksvoll vor Augen, wie Filme funktionieren und wie aus Bildfolgen Bewegungen werden. Diese Methode kann auch als Einstieg und Vorbereitung zu einer eigenen Trickfilmproduktion dienen.

Anleitung Zwirbelscheibe/Thaumatrop

Anleitung Wundertrommel, Rollkino und Lebensrad

Kopiervorlage Daumenkino und Bastelanleitung bei Daumenkinofreunde

Die Schüler*innen suchen sich jeweils ein Thema oder ein Gefühl (z.B. Vorfreude, Einsamkeit, Liebe, Wut) aus und schießen dazu ein oder mehrere Fotos. Anschließend muss der Rest der Gruppe das Thema des Fotos erraten. Diese Übung kann als Diskussionsgrundlage dazu dienen, wie Gefühle und breitere Themen in Bildsprache übersetzt werden. Woran konnte man die Themen der Bilder erkennen? Worauf hat jede*r bei der Auswahl des Motivs und beim Fotografieren geachtet?

In der Anfangszeit des Kinos wurden die ersten kurzen Filme mit Kameras auf statischen Stativen aufgenommen. Sie zeigten das Leben auf der Straße, Menschen am Strand oder die Ankunft eines Schiffes im Hafen. Seitdem hat sich viel verändert – zum Beispiel können wir ohne großes Überlegen so viele Fotos und Videos schießen, wie wir wollen. Mit dem Drehen einer „Lumière Minute“ – benannt nach den Erfindern des Kinematografen – empfinden die Schüler*innen die vergangene Zeit nach. Ziel ist, einen Ort oder eine Szene auszusuchen und genau eine Minute lang zu filmen. Dabei muss im voraus ganz genau auf die Auswahl und die Perspektive geachtet werden, denn jede*r darf nur einmal auf den Auslöser drücken. Die Kamera darf, während sie aufzeichnet, nicht bewegt werden, aber sie darf auf ein bewegtes Objekt montiert werden (Skateboard, Fahrradhelm...) oder in einem bewegt Objekt benutzt werden (Straßenbahn, Auto...) Gleichzeitig ist der genaue Ablauf der Szene dem Zufall überlassen und regt dazu an, genau auf die Welt um einen herum zu achten. Mehr Infos zur Methode und Beispiele aus aller Welt gibt es auf der Seite der Cinématheque Francaise (auf Englisch).

Welche Rolle spielen Drehorte in Filmen? Als „Location Scouts“ fotografieren die Schüler*innen Orte in ihrer Umgebung, die Filmschauplätze sein könnten. Ausgehend von einem Ort denken sie sich eine kurze Filmhandlung, eine Figur oder eine Szene aus. Beim Vorstellen der Orte kann diskutiert werden, warum ein bestimmter Ort gewählt wurde, und was daran wie ein „Film-Ort“ wirkte.

Die Schüler*innen suchen sich auf dem Gelände der Schule oder im Klassenraum verschiedene Objekte. Um aus ihnen Bilderrätsel zu machen, werden sie ganz aus der Nähe gefilmt, so dass nur ein kleiner Ausschnitt des Objektes im Kamerabild zu sehen ist (Detailaufnahme). Dann bewegt sich der Kameramann/die Kamerafrau langsam zurück. Je mehr sich die Kamera entfernt, umso deutlicher ist der Gegenstand im Bild zu erkennen. Gleichzeitig müssen die Schüler*innen darauf achten, ihn nicht aus dem Bild zu verlieren. Wenn das ganze Objekt zu sehen ist, kann die Aufnahme beendet werden und der oder die nächste der Gruppe erstellt ein Bilderrätsel. Danach treffen sich alle Gruppen für die gemeinsame Präsentation. Das Rätselraten kann beginnen.

Durch die eigene körperliche Darstellung reflektieren die Schüler*innen Situationen aus dem Film, sie fühlen sich in die Filmfiguren ein und und finden einen adäquaten sprachlichen und körperlichen Ausdruck für die gespielte Figur. Denkbar ist auch, die Schüler*innen ihre Rollen tauschen zu lassen und über den dadurch entstandenen Perspektiv- und Wahrnehmungswechsel zu sprechen.

Die Schüler*innen erarbeiten gemeinsam oder in Gruppen eine moderne Version eines historisch verfilmten Stoffes, beispielsweise einer Shakespeare-Verfilmung, und übertragen Handlung, Sprache, Musik und Ausstattung in die Gegenwart.

Die Schüler*innen produzieren selbst einen kurzen Soundtrack, indem sie zum Beispiel Umgebungsgeräusche aufnehmen oder eigene Geräusche erzeugen. Danach werden die Soundtracks getauscht und als Ausgangspunkt für eine Film- oder Szenenidee verwendet. Alternativ kann auch mit Musikstücken oder Tonspuren aus existierenden Filmen gearbeitet werden. Die Übung soll verdeutlichen, welche bildlichen Assoziationen Soundtracks wecken und wie wichtig Geräusche und Musik für einen Film sind.

Das Drehbuch ist die Grundlage eines Films. Obwohl es viele Ähnlichkeiten zu dramatischen Texten gibt, handelt sich dabei um eine ganz eigene Form mit besonderen Regeln und Strukturen. Nachdem sie einige Besipiel-Drehbücher kennengelernt haben, können die Schüler*innen selbst ein kurzes Drehbuch schreiben – zum Einstieg eignet sich das Umschreiben einer Kurzgeschichte oder eines Romanausschnitts.

Material von VISION KINO zur Arbeit im Unterricht mit Drehbüchern (Klassen 4 bis 8)

Leitfaden Drehbuchentwicklung vom MedienKompetenz Forum Südwest (MKFS)

Bevor der Film gedreht wird, entsteht auf der Grundlage des Drehbuchs ein Storyboard. Wo steht die Kamera, welchen Bildausschnitt zeigt sie, wie bewegt sie sich? All dies muss vor Beginn der Dreharbeiten festgelegt werden, damit die Drehorte vorbereitet werden können und alle am Filmset wissen, wie eine Szene umgesetzt werden soll. Damit man sich das besser vorstellen kann, wird für jede Szene eine Skizze gezeichnet, dazu kommen Hinweise für Kamera und Tontechnik, für Beleuchtung und die Gestaltung des Szenenbildes. Anhand einer selbst ausgedachten Filmidee oder einem bestehenden Drehbuch entwickeln die Schüler*innen ein Storyboard. Dabei kommt es nicht auf das größte Zeichentalent an – Storyboards können auch in Form einfacher Skizzen oder sogar als Fotostory umgesetzt werden.
Vorlage Storyboard

In Ergänzung zum Storyboard hält ein Moodboard die Stimmung oder Ästhetik eines geplanten Films fest. In Form einer Collage erstellen die Schüler*innen ein eigenes Moodboard zu einer eigenen Filmidee oder einem bereits gesehenen Film. Dazu können zum Beispiel Bilder aus Zeitschriften verwendet, aber auch eigenen Fotos aufgenommen werden. Im Anschluss reflektieren sie gemeinsam, nach welchen Kriterien sie bei der Bildauswahl vorgegangen sind.

Das Erschaffen eines Trickfilms, in dem junge Menschen eigene Geschichten erzählen und ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt sind, fördert ihre Kreativität. Mit Legetrick, Stop-Motion- oder Knetanimation, Zeichnungen oder digitalen Programmen werden ihnen spielerisch technische und filmsprachliche Kompetenzen vermittelt. In unserem Leitfaden Schule im Kino finden Sie weiterführende Links und Ideen (Seite 29).

Einen eigenen Film zu drehen macht nicht nur Spaß und fördert Kreativität. Durch eigene Filmpraxis lernen Schüler*innen auch viel über Filmsprache und Gestaltungsmittel – Wissen, dass ihnen später hilft, andere Filme aufmerksamer zu rezipieren und zu verstehen. Filme zu drehen braucht aber auch viel Zeit und Vorbereitung – nicht nur in der Schule. Einfach darauf los zu filmen kann ohne die richtige Anleitung oder einen geeigneten Rahmen auch schnell zu Enttäuschung und Frustration führen, wenn das Produkt am Ende nicht den Erwartungen entspricht oder gar nicht fertig wird. Vor allem für die ersten filmischen Arbeiten hilft es deshalb, thematische und/oder formelle Grenzen zu setzen und den Film in jedem Fall unter einer Länge von 5 Minuten zu halten. Einige Vorschläge für Filmarbeiten:

  • Ein Gedicht visualisieren
  • Eine Veranstaltung dokumentieren
  • Eine kurze Szene zu einem vorgegeben Stichwort oder Thema drehen (z.B. sichtbar/unsichtbar, ein Treffen zwischen zwei Menschen, eine Aktentasche)
  • Eine Geschichte in genau einer Minute erzählen
  • Eine Theaterszene als Film adaptieren

Als Einstieg für die praktische Filmarbeit mit Smartphone oder Tablet eignen sich die Videotutorials von So geht Medien.

Die 5-Shot-Technik ist eine für schulische Kontexte besonders gute und effiziente Methode des dokumentarischen Beobachtens. Man versteht darunter eine Abfolge von fünf Einstellungen in verschiedenen Einstellungsgrößen, Kameraperspektiven und Kamerastandpunkten, die man auf jeden Fall aufnehmen sollte, um eine Situation filmisch interessant zu dokumentieren. Das können ganz einfache Aufgaben sein: Den Pausenhof, das Klassenzimmer präsentieren, ein Porträt des Hausmeisters usw. Der 5-Shot-Film kann einfach mit der Kamera „geschnitten“ werden, indem die Aufnahmen in der Reihenfolge gemacht werden, in der sie abgespielt werden sollen. Wenn die Schüler*innen auch ihre Fähigkeiten des Filmschnitts verbessern sollen, können sie die fünf Einstellungen auch zusammenschneiden und verschiedene Übergänge (Überblendungen) oder Effekte wie Titel, Musik etc. ausprobieren.

Erweitert werden kann die 5-Shot-Technik durch die 5-4-3-2-1-Technik, siehe unten.

Die oben beschriebene 5-Shot-Technik kann zur 5-4-3-2-1-Technik erweitert werden: Hier werden genauere Vorgaben gemacht, z. B.

5 Einstellungen
4 Personen
3 Requisiten
2 Minuten maximale Länge
1 Thema

oder, z. B. für den Sachkundeunterricht

5 Einstellungen
4 Dinge, für die man Wasser unbedingt benötigt
3 Ideen, wie wir Wasser sparen können
2 Minuten maximale Länge
1 Themenschwerpunkt des Lehrplans

Diese Aufgabe für Kleingruppen ist filmisch keine besondere Herausforderung, sondern sie soll vor allem Kreativität und Denken anregen und ist auch als Vorbereitung hilfreich, wenn für umfangreichere Filmprojekte Charaktere entwickelt werden sollen: Zeigen Sie Ihren Schülerinnen ein Foto oder eine Postkarte mit einem unbekannten Charakter – das muss kein Mensch sein. Die Schüler*innen sollen sich vorstellen, wer diese Person/Figur ist: Wie alt, welchen Beruf übt sie aus, welche Hobbys hat sie, wo lebt sie, wer sind ihre Freunde usw. Anschließend stellt diese Figur sich der Klasse in einem Film vor und erzählt ein wenig über ihr Leben – dazu genügt eine Einstellung.