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Der Helsinki-Effekt

Ein Film von Arthur Franck Finnland, Deutschland, Norwegen 2025 / 88 Min ab 13 Jahre Schulkinowochen-Film

Inhalt

Über 672 Tage zogen sich die Vorbereitungen und Verhandlungen hin, am 1. August 1975 wurde sie unterzeichnet: Die Schlussakte von Helsinki, das Abschlussdokument der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). 35 Staats- und Regierungschefs saßen aufgereiht nebeneinander an einem langen Tisch und wirkten wie befreit. Nicht nur langwierig, auch langweilig scheinen die Verhandlungen gewesen zu sein. Der finnische Filmemacher Arthur Franck teilt zunächst diese Perspektive. Dann aber revidiert er nach und nach seine Meinung und schließlich bewundert er den diplomatischen Kraftakt: Das Abkommen war nicht nur eine ernsthafte Willensbekundung zur Deeskalation im Kalten Krieg. Es war möglicherweise auch der Beginn der zunächst schleichenden und dann immer offensichtlicheren Auflösung des „Ostblocks“. Gerade die Forderungen nach Erleichterung menschlicher und kultureller Kontakte sowie nach der Freiheit des Informationsaustausches waren wahrscheinlich wirksamer als alles Kriegsgerät in West und Ost.

filmisch

Mehrere Besonderheiten kennzeichnen den Dokumentarfilm: Er verwendet ausschließlich Archivmaterial, ist also das Ergebnis reiner Montage ohne einen aktuellen Drehtag. Zudem wurden jahrelang als geheim eingestufte Mitschriften von Gesprächen hochrangiger Politiker mithilfe künstlicher Intelligenz vertont. Dabei thematisiert Regisseur Franck immer wieder sein Vorgehen und erklärt, wie er mit den Materialien umgegangen ist. Z. B. rekonstruiert er reale Dialoge der Beteiligten, konstruiert aber auch satirisch-humorvolle Gespräche mit sich und einigen Politikern, was zunächst den Eindruck der Abwertung einer langatmigen Diplomatie entstehen lässt. Doch gerade auf diese Weise kann er mögliche Zweifler*innen einfangen und verändert dann die Perspektive: Nachdem er das historische Vor und Zurück, das zeitintensive Hin und Her auch auf der Bildebene sichtbar gemacht hat, teilt er die zentrale Erkenntnis: Je mehr Politiker reden, desto weniger wird geschossen.

Autor*in: Dr. Olaf Selg 09.05.2025, Letzte Aktualisierung: 30.06.2025

Credits

Filmtitel
Der Helsinki-Effekt
Kinostart
12.06.2025
Genre
Dokumentarfilm
Regie
Arthur Franck
Buch
Arthur Franck
Darsteller*innen
Mitwirkende: Leonid Breschnew, Henry Kissinger, Aleksandr Solzhenitsyn, Gerald Ford, Urho Kekkonen u. a.; Sprecher der deutschen Fassung: Bjarne Mädel
Altersempfehlung
ab 13 Jahre
FSK
ohne Altersbeschränkung