Inhalt
Ein relativ normaler Alltag in Kabul jenseits von Gewalt – das erscheint kaum vorstellbar angesichts der Nachrichten voller Terror, die uns normalerweise aus Afghanistan erreichen. Regisseur Aboozar Amini, selbst in Afghanistan geboren und als Jugendlicher in die Niederlande ausgewandert, ermöglicht in seinem 2018 gedrehten Dokumentarfilm diese andere Perspektive aus einer Zeit, die inzwischen schon wieder Vergangenheit ist. Er begleitet drei Menschen, den Busfahrer Abas sowie den Teenager Afshin und seinen kleinen Bruder Benjamin bei ihrer Arbeit und ihren täglichen Wegen in der Millionenstadt Kabul. Der Vater der beiden Jungen, ein Ex-Soldat, fürchtet um sein Leben und muss das Land verlassen. Der Film selbst zeigt zwar keine Gewalthandlungen, aber Bedrohung und Angst sind allgegenwärtig in den sichtbaren Zerstörungen und in den Gesprächen der Menschen.
filmisch
Regisseur Aboozar Amini begleitet seine Protagonisten selbst mit der Handkamera zu Hause, an ihrer Arbeitsstätte, zum Einkaufen oder beim Gang zu einer Gedenkstätte. Er nimmt sich Zeit, die Filmbilder wirken einfach und direkt: mal in Großaufnahme den Gesichtern Raum gebend, mal aus der Distanz, um nicht zu stören. Der Film funktioniert ohne Off-Kommentar und zusätzliche akustische Effekte wie Musik – einzig der Gesang der Menschen erklingt, weil zum Geschehen gehörend und die Atmosphäre mittragend. Die Erzählungen und Handlungen erzeugen keine „exotische Atmosphäre“, sondern das Gefühl des Dabeiseins sorgen für ein echtes Verständnis: für Abas, der ums finanzielle Überleben seiner Familie kämpft und wegen seiner Misserfolge den Drogen nicht widerstehen kann, oder für Afshin, der eigentlich noch zu jung und verspielt ist für die Verantwortung, die er als Familienoberhaupt tragen soll.
Autor*in: DR. Olaf Selg 14.10.2021, Letzte Aktualisierung: 08.11.2023
Credits
- Filmtitel
- Kabul, City in the Wind
- Kinostart
- 18.11.2021
- Genre
- Dokumentarfilm
- Regie
- Aboozar Amini
- Buch
- Aboozar Amini
- Altersempfehlung
- ab 14 Jahre
- FSK
- ab 12 Jahre