Inhalt
Zehn seiner 20 Lebensjahre wird Kalle mit Unterbrechungen von der Kamera begleitet. Ein „Kosmonaut“ ist er, weil er in einer Plattenbausiedlung nahe der „Allee der Kosmonauten“ in Berlin Hellersdorf lebt. Seine zunächst alleinerziehende, später neu verheiratete Mutter scheint alles zu versuchen, um das zu vermeiden, was irgendwann doch geschieht: Kalle gerät ‚auf die schiefe Bahn‘. Als Kind und als junger Teenager ist er noch unauffällig, will er ausdrücklich kein „Ghettokind“ werden, das „nur Scheiße baut“. Doch dann beeinflussen ihn Drogen – und falsche Freunde –, er wird gewalttätig und muss wegen Körperverletzung über zwei Jahre ins Gefängnis. Man glaubt ihm, dass er danach vieles versucht, um ein besseres Leben zu führen. Doch wenn er dann verbal mit dem Vater abrechnet, der ihm immer gefehlt hat, wird deutlich, welch eine schwere Bürde auf ihm lastet.
filmisch
Bis auf den Filmeinstieg, der die lebensbestimmende Episode der Gewalttat vorwegnimmt, addiert der Film linear die Aufnahmen aus zehn Jahren. Ergänzt werden die teils emphatischen, teils distanziert-neutralen Dokumentaraufnahmen durch Animationen, die Kalles Innenleben oder die Zeiten visualisieren, in denen ihn keine Kamera begleitet hat. Es wird gezeigt, wie er seine Gefühle und seine Vorstellungen reflektiert verbalisiert, er rappt oder spricht offen von seinen Fehlern, seiner Angst, Gewalt, Wut, Reue und seinen Träumen, seinem „Neustart“. Aber was davon hat er wirklich verinnerlicht, wenn er dann scheitert? Kein Wunder bei zehn Jahren in 99 Minuten: Immer wieder gibt es Lücken in der Lebenserzählung, vieles bleibt offen oder ist unvollständig, sodass die Zuschauer*innen, wenn sie ehrlich sind, am Ende eigentlich genau das nicht können, was viele am liebsten tun: ein einfaches Urteil über Kalle fällen.
Autor*in: Dr. Olaf Selg 02.01.2023, Letzte Aktualisierung: 08.11.2023
Credits
- Filmtitel
- Kalle Kosmonaut
- Kinostart
- 26.01.2023
- Genre
- Dokumentarfilm, Biografie
- Regie
- Tine Kugler, Günther Kurth
- Buch
- Tine Kugler, Günther Kurth
- Darsteller*innen
- Mitwirkende Pascal (Kalle) u. a.
- Altersempfehlung
- ab 14 Jahre
- FSK
- ab 12 Jahre