Inhalt
Die deutsche (Migrations-)Geschichte ab den 1960er-Jahren wird in Cem Kayas unterhaltsamen und vielschichtigen Film erstmals über die Musik der Migrant*innen aus der Türkei erzählt, die sie selbst machten, liebten und sammelten, mit der sie feierten und protestierten. Aus dem Gefühl des Fremdseins und Heimwehs der sogenannten Gastarbeiter*innen wird politischer Widerstand gegen Rassismus, und schließlich fordern ihre Kinder und Enkelkinder selbstbewusst ihr Recht auf gesellschaftliche Teilhabe und Zugehörigkeit ein. Das alles und mehr spiegelt sich in ihrer bislang weitgehend unbeachteten Musikkultur wider: In melancholischen Gurbetçi-Liedern von Künstler*innen wie Yüksel Özkasap, der Nachtigall von Köln, oder Aşık Metin Türköz, im Disco Folk der alevitischen Band Derdiyoklar, in der deutschsprachigen sozialkritischen Musik von Ozan Ata Canani oder des Exil-Rocksängers Cem Karaca und den Kanaken, sowie im HipHop, der ab den 90er Jahren zum Sprachrohr der 2. und 3. Generation wurde.
filmisch
Der essayistisch-dokumentarische Erzählstil des Films zeichnet sich durch einen Mix aus Archivmaterial, Interviews sowie beobachtenden und performativen Szenen aus. Dabei setzt der Film einerseits auf eine chronologische Darstellung der Geschichte, u. a. markiert durch informative Texteinblendungen mit Jahreszahlen und wichtigen Ereignissen. Andererseits erhält er durch die Unterteilung in die Kapitel „Liebe“, „D-Mark“ und „Tod“ eine thematische Strukturierung. Das titelgebende Gedicht von Aras Ören, das Intro und Outro über den Traum des Bağlama-Virtuosen Ismet Topçu, sein Instrument im Weltall zu spielen, und nicht zuletzt die Musik und Liedtexte verleihen dem Film eine starke poetische Ebene. Die Montage ist überwiegend schnell und rhythmisch, passend zu den gesellschaftlichen und musikalischen Entwicklungen der letzten 60 Jahre. Ruhige Szenen des Films wiederum betonen die schwere emotionale Stimmung und laden zum Innehalten ein.
Autor*in: Canan Turan 29.08.2022, Letzte Aktualisierung: 08.11.2023
Credits
- Filmtitel
- Liebe, D-Mark und Tod
- Originaltitel
- Aşk, Mark ve Ölüm
- Kinostart
- 29.09.2022
- Genre
- Dokumentarfilm
- Regie
- Cem Kaya
- Buch
- Cem Kaya & Mehmet Akif Büyükatalay
- Darsteller*innen
- İsmet Topçu, Ömer Boral, Yüksel Ergin, İhsan Ergin, Metin Türköz, Adnan Türköz, Yüksel Özkasap, Cevdet Yıldırım, Ercan Demirel, Cavidan Ünal, Ata Canani, Betin Güneş, Aykut Şahin, Fehiman Uğurdemir, Cengiz Öztunç, Dede Deli, Mustafa Çetinol, Erdal Karayağız, İzzet Nihat u. v. a. m
- Altersempfehlung
- ab 12 Jahre
- FSK
- ab 12 Jahre