Inhalt
Wie sieht eigentlich eine Klitoris aus? Als die jungen Protagonistinnen am Anfang des Films aufgefordert werden, eine zu zeichnen, sind sie erstmal ziemlich ratlos. Kein Wunder, denn in kaum einem Schulbuch wird sie vollständig abgebildet. Den Tabus und Missverständnissen rund um weibliche Sexualität möchte „Mein Name ist Klitoris“ etwas entgegensetzen: Die Protagonistinnen – junge Frauen zwischen Anfang und Mitte zwanzig – sprechen mit großer Offenheit über Sexualität und reflektieren ihre eigenen Erfahrungen und Unsicherheiten. Sie blicken kritisch zurück auf ihre eigene sexuelle Selbstfindung und Aufklärung, und die einschränkende Rolle gesellschaftlicher Normen und Denkmuster. Wie können Mädchen und junge Frauen eine selbstbestimmte Sexualität entwickeln, in einer Gesellschaft, die weibliche Lust oft totschweigt und tabuisiert – wenn zum Beispiel im Sexualkundeunterricht vermittelt wird, Selbstbefriedigung sei nur etwas für Jungs. Wie prägen darüber hinaus rassistische Stereotype, Körpernormen oder Homophobie die Selbstwahrnehmung? Dabei kommt immer wieder die Frage auf: „Bin ich normal?“ Und: Was ist eigentlich Normalität?
filmisch
„Mein Name ist Klitoris“ ist ein Dokumentarfilm, der seinen aufklärerischen und gesellschaftskritischen Anspruch nicht versteckt. Beeindruckend ist die sehr persönliche und intime Atmosphäre des Films. Zum großen Teil besteht er aus Gesprächen mit den Protagonistinnen, die auf ihren Betten in ihren Schlafzimmern interviewt werden. Oft gewinnt man den Eindruck, den Frauen beim Formulieren von Gedanken zuzusehen, die sie so noch nie laut ausgesprochen haben. Auch die Regisseurinnen erscheinen zum Teil selbst im Bild – so wirkt der Film wie ein Gespräch unter Freundinnen, das wir als Zuschauer*innen mitverfolgen dürfen. Durchbrochen werden die Gespräche von kurzen Sequenzen, die den Blick von der persönlichen Ebene auf eine gesellschaftliche lenken. Filmische Collagen aus neuvertonten Fernsehclips, Google-Suchergebnissen oder kritische Analysen von Schulbüchern versuchen die Aufklärung zu leisten, die den Protagonistinnen fehlte. „Mein Name ist Klitoris“ ist ein wichtiger Film, der sein Anliegen direkt und im besten Sinne plakativ vermittelt, und aus dem Jugendliche sicher sehr viel mitnehmen können.
Autor*in: Roberta Huldisch 27.07.2020, Letzte Aktualisierung: 15.11.2023
Credits
- Filmtitel
- Mein Name ist Klitoris
- Originaltitel
- Mon Nom est clitoris
- Kinostart
- 16.09.2021
- Genre
- Dokumentarfilm
- Regie
- Lisa Billuart-Monet, Daphné Leblond
- Buch
- Lisa Billuart-Monet
- Altersempfehlung
- ab 14 Jahre
- FSK
- ab 12 Jahre