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Die Möllner Briefe

Ein Film von Martina Priessner Deutschland 2025 / 101 Min ab 13 Jahre Schulkinowochen-Film

Inhalt

Der Film erzählt die Geschichten der Opfer und Überlebenden der rassistischen Brandanschläge von Mölln im November 1992. Der 7-jährige İbrahim Arslan überlebte schwer verletzt und verlor seine Schwester, Cousine und Großmutter. Jahrzehntelang blieb die Perspektive der Betroffenen in der öffentlichen Erinnerung ungehört. 2016 wurden im Stadtarchiv Mölln tausende Briefe entdeckt, die an die Familien gerichtet waren – als Zeichen der Solidarität – aber nie übergeben wurden. Der Film folgt İbrahim Arslan auf seiner Reise durch das unbeachtete Archiv: Er liest die Briefe, begegnet Verfasser*innen, konfrontiert das Stadtarchiv mit dem Vorenthalten der Briefe und setzt sich mit seiner eigenen Geschichte auseinander. Es entsteht ein vielschichtiger Blick auf Erinnerung, Verlust, strukturelles Schweigen und die Kraft solidarischer Verbundenheit. Verdrängte Stimmen rücken in den Vordergrund: Die ungehörten Geschichten der Betroffenen bilden das Herz des Films und beleuchten die persönliche wie politische Dimension von Erinnerung, Trauma und Solidarität.

filmisch

Die filmische Umsetzung ist geprägt von großer Nähe zu den Protagonist*innen, ohne ihre Perspektive zu vereinnahmen. Die Montage verwebt Archivmaterial, aktuelle Begegnungen und poetische Einstellungen zu einem reflektierten und bewegenden Narrativ. Der Film gewährt Raum für Stille, Schmerz und auch Hoffnung – getragen von einem respektvollen und kollaborativen Verhältnis zwischen Betroffenen und Kamera. Auch die persönlichen Begegnungen mit den Briefautor*innen ist etwas Besonderes, mit starker emotionaler Wirkung. Die multiperspektivische Erzählweise (Betroffene, Unterstützer*innen, Institutionen) hinterfragt dominante Praxen von Erinnerungskultur, zeigt strukturellen Rassismus auf und macht deutlich, dass Archive und Institutionen keine neutralen Räume sind: Sie üben Macht und Kontrolle über Narrative aus und können verhindern, dass an die Perspektiven Betroffener erinnert wird.

Anknüpfungspunkte an die pädagogische Arbeit

Der Film eignet sich für die Auseinandersetzung mit institutioneller vs. aktivistischer Erinnerungskultur, strukturellem Rassismus, Trauma und gesellschaftlicher Solidarität. Historisch-politische Kontexte wie die Anschläge von Mölln lassen sich mit aktuellen Fragen zu Rassismus, rechter Gewalt und gesellschaftlicher Haltung verknüpfen. Rassistische Kontinuitäten (Hoyerswerda, Rostock, NSU, NSU 2.0, Hanau…), die mangelnde Aufarbeitung sowie das damit einhergehende Behörden- und Staatsversagen können kritisch untersucht werden. Der Film regt zur Diskussion über Archive, institutionelle Verantwortung, mediale Repräsentation, Allyship und gesellschaftliche Teilhabe an. Eine Analyse filmischer Mittel wie Interviewführung, Montage, Sounddesign und Bildkomposition bietet eine vertiefte Auseinandersetzung mit dokumentarischer Ästhetik und Fragen nach Perspektiven und Autor*innenschaft.

Autor*in: Golschan Ahmad Haschemi 22.07.2025, Letzte Aktualisierung: 25.09.2025

Genre
Dokumentarfilm
Altersempfehlung
ab 13 Jahre
Klassenstufe
ab 8. Klasse
Unterrichtsfächer
Politik, Geschichte, Ethik, Religion, Deutsch, Sozialkunde, Medienkunde, Philosophie, Pädagogik, Demokratieerziehung (fächerübergreifend)
Themen
Rassismus, Erinnerungskultur, gesellschaftliche Ausschlüsse, Solidarität, Zivilgesellschaft, Repräsentation, Trauma, Empowerment, Selbstwirksamkeit, Aktivismus

Credits

Filmtitel
Die Möllner Briefe
Kinostart
25.09.2025
Genre
Dokumentarfilm
Regie
Martina Priessner
Buch
Martina Priessner
Darsteller*innen
Mitwirkende: İbrahim Arslan, Namık Arslan, Havva Arslan, Yeliz Burhan u. a.
Altersempfehlung
ab 13 Jahre
FSK
ab 12 Jahre
Verleih
Real Fiction Filmverleih
Festivals
(Auswahl 2025): Berlinale: Panorama Publikumspreis; DOK.fest München; Crossing Europa Film Festival Linz; Internationales Frauen Film Fest Köln + Dortmund; Lichter Filmfest u. v. a. m.