
Noch lange keine Lipizzaner
Ein Film von Olga Kosanović Österreich 2025 / 95 Min ab 14 Jahre Schulkinowochen-Film
Inhalt
Die Regisseurin beleuchtet die komplexe Beziehung zwischen Identität, Zugehörigkeit und den Herausforderungen des Einbürgerungsprozesses in Österreich. Kosanović, in Österreich geboren, sieht sich mit der absurden Realität konfrontiert, dass ihr Antrag auf Staatsbürgerschaft abgelehnt wurde, weil sie 58 Tage zu viel im Ausland war. Dies nimmt sie als Ausgangspunkt für eine tiefere Auseinandersetzung mit strukturellem Rassismus und den Missständen, die in den bürokratischen Hürden und der restriktiven Politik Österreichs verankert sind. Sie kombiniert Dokumentation, Performance und Interviews, um die (un)sichtbaren Barrieren zu zeigen, die Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund daran hindern, ihre Identität auszuleben. Der Film thematisiert, wie Nationalismus und Diskriminierung individuelle Schicksale beeinflussen und das gesellschaftliche Klima prägen und regt an, über Zugehörigkeit und die willkürlichen Kriterien nachzudenken, die bestimmen, wer als zugehörig oder fremd markiert wird.
filmisch
Der Film kombiniert dokumentarisches Material mit performativen Elementen, Animationen und fiktiven Spielen, die die absurde Logik des österreichischen Einbürgerungsverfahrens offenlegt. Die Montage verbindet alltägliche Realität, Fiktion und Kommentar zu einem vielschichtigen Narrativ. Szenen wie die Geburtslotterie, die Staatsangehörigkeit und soziales Milieu zuteilt, werden pointiert eingesetzt. Interviews mit Expert*innen – mit und ohne eigene Erfahrung im Einbürgerungsprozess – sind visuell durch farbige Hintergründe strukturiert und schaffen so thematische Räume. Humor und Ironie durchziehen den Film, ohne seine politische Schärfe zu mindern. Der Film hinterfragt das Konstrukt nationale Zugehörigkeit, zeigt institutionelle Ausschlüsse auf und verhandelt Identität, Demokratie und Teilhabe zwischen Gesetz, Gefühl und gesellschaftlicher Realität.
Anknüpfungspunkte an die pädagogische Arbeit
Im Unterricht kann über Demokratie, Staatsbürgerschaft, Identität und strukturelle Diskriminierung diskutiert sowie die Darstellung von Zugehörigkeit, Ausgrenzung und Othering analysiert werden – etwa anhand der starken Symbolik des Titels oder der fiktiven Gameshow als filmischem Stilmittel, das bürokratische Willkür verdeutlicht. Der Film bietet Anknüpfungspunkte zur Analyse von Montage, Musik und Genre-Mix. Auch eine Untersuchung des Films als autofiktionales Werk und die Reflexion über die Rolle von Humor in politischen Dokumentarfilmen ist möglich. Zudem können sich die Schüler*innen mit Mehrfachdiskriminierung auseinandersetzen und der Frage, wie persönliche Narrative gesellschaftliche Machtverhältnisse sichtbar machen. Der Film regt an, eigene Erfahrungen mit Zugehörigkeit zu reflektieren und kritisch über Teilhabe in pluralen Gesellschaften nachzudenken.
Autor*in: Golschan Ahmad Haschemi 06.08.2025, Letzte Aktualisierung: 08.10.2025
- Genre
- Dokumentarfilm
- Altersempfehlung
- ab 14 Jahre
- Klassenstufe
- ab 9. Klasse
- Unterrichtsfächer
- Sozialkunde, Ethik, Deutsch, Medienkunde, Geschichte, Philosophie, Religion, Pädagogik, Psychologie, Demokratieerziehung (fächerübergreifend)
- Themen
- Zugehörigkeit, Identität, Othering, Rassismus, Nationalismus, Bürokratie, Wahlrecht, Demokratie, Diskriminierung
Materialien zum Film
- FilmTipp_Noch_lange_keine_Lipizzaner.pdf
- Viki-Filmtipp-ZOOM-Noch_lange_keine_Lipizzaner.pdf
- Filmausschnitte zur Filmanalyse
-
Webseite des Verleihs zum Film
-
Das Recht, Rechte zu haben - Video von Aktivist*innen auf bpb.de
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Artikel auf bpb.de zum Thema "Soziale Herkunft und Bildung"
-
Artikel auf bpb.de über Diskriminierungserfahrungen Jugendlicher
- Artikel auf bpb.de über Identitätsentwicklung Jugendlicher angesichts von Diskriminierung
Credits
- Filmtitel
- Noch lange keine Lipizzaner
- Kinostart
- 02.10.2025
- Genre
- Dokumentarfilm
- Regie
- Olga Kosanović
- Buch
- Olga Kosanović
- Darsteller*innen
- Mitwirkende: Daniel Razi, Joy-Bianca Gündl, Lavrenty Kolgatin, Ali Gedik, Leila Offinassinga, Leily Offinassinga, Chokrj Belaid, Couma-Woury Ly, Filipa Gregec, Arieh Bauer, Andela Zivotic, Derya Arslan, Adel Ermak, Bamlak Werner, Amir Ahmadi u. a.
- Altersempfehlung
- ab 14 Jahre
- FSK
- ohne Altersbeschränkung
- Verleih
- mindjazz pictures
- Festivals
- (Auswahl 2025) Filmfestival Max Ophüls Preis; Diagonale Festival des österreichischen Films; FDF Ljubljana Filmfestival; DoKka Filmfestival Karlsruhe; Filmfestival Freistadt neuer Heimatfilm; Shortynale; Das Filmfest Prag u. a.
Filmausschnitte zur Filmanalyse
Über die nachfolgenden Links öffnen sich ausgewählte Filmausschnitte in einem Filmanalysetool, mit dem Sie filmbezogene Aufgaben erstellen und mit Ihren Schüler*innen teilen können: