Außer Atem
Ein Film von Jean-Luc Godard Frankreich 1959 / 90 Min ab 16 Jahre Schulkinowochen-Film
Inhalt
„A gun and a girl” – laut D.W. Griffith ist das die Essenz des Kinos. Jean-Luc Godard zitiert den US-Regisseur in seiner „Einführung in eine wahre Geschichte des Kinos“. Dass dieser Satz oft ihm selbst zugeschrieben wird, erstaunt nicht, denn bereits in seinem Debütfilm „Außer Atem“ – und danach immer wieder – kommt beides vor: Der Kleinganove Michel klaut in Marseille ein Auto und erschießt auf der Fahrt im Affekt einen Polizisten. Fortan ist er ein gesuchter Mann, sein Bild ist in allen Zeitungen. In Paris versucht er Geld aufzutreiben und trifft auf der Champs-Élysées die amerikanische Studentin Patricia wieder, in die er sich nach einigen gemeinsamen Nächten verliebt hat. Er möchte mit ihr nach Rom flüchten. Doch die junge Frau hat eigene Pläne und ist sich ohnehin ihrer Gefühle zu Michel nicht sicher. Als auch Patricia ins Visier der Polizei gerät, trifft sie eine fatale Entscheidung.
filmisch
„Es ist ein Film, der keine Regel befolgte“, so Godard über seinen Film „Außer Atem“. Gedreht wurde mit einer Handkamera in den Straßen von Paris, in Hotelzimmern und Cafés ohne künstliches Licht, was mitunter dokumentarisch wirkt. Statt ausgefeilter Dialoge setzt Godard auf Alltagssprache. Lange Plansequenzen stehen neben schnell geschnittenen Szenen, wodurch der Film einen Rhythmus erhält, der mit seinem Jazz-Score korrespondiert. Direkte Ansprachen der Zuschauer*innen, Achsensprünge und Jump Cuts, die die erzählerische Kontinuität zersplittern und das Synchrone von Handlung und Dialog aufbrechen, erschüttern die Kino-Illusion. Modern in jeder Hinsicht, ist „Außer Atem“ zugleich eine Hommage an das amerikanischen Genre-Kino und den Film Noir, für den sich Godard begeisterte. Doch bei ihm wird der Gangsterfilm zur Pose, so wie Michel, der sich cool wie Humphrey Bogart gibt, aber nie Herr der Lage ist.
Anknüpfungspunkte an die pädagogische Arbeit
„Außer Atem“ ist ein Klassiker der französischen Autorenfilmbewegung Nouvelle Vague, die sich Ende der 1950er vom konventionellen Kino und dessen Vorgaben abwandte und neue Erzählformen suchte. Godards Film ist dafür programmatisch und hat die Ästhetik moderner Film- und Videokunst beeinflusst. Eine inhaltliche und formale Analyse einzelner Szenen – etwa die Autofahrt von Michel und Patricia durch Paris – ist hierzu erhellend ebenso wie praktische Aufgaben: So können die Schüler*innen eine Alltagsszene filmen und diese mit Jump-Cuts versehen, indem sie die Kamera beim Dreh immer wieder kurz anhalten oder die Szene mit einem Schnittprogramm bearbeiten. Filmtheoretische Hintergründe liefert die Beschäftigung mit der Nouvelle Vague und den Film Noir. Darauf aufbauend lässt sich beispielsweise diskutieren, inwiefern Godard mit „Außer Atem“ den klassischen Gangsterfilm dekonstruiert. Der Film lässt sich zudem als Porträt einer Generation lesen. Hierbei ist interessant, welches Lebensgefühl er vermittelt und welche existenziellen Fragen die Hauptfiguren umtreiben. Das führt auch zu der Frage, warum Patricia ihren Geliebten verrät.
Autor*in: Kirsten Taylor 12.10.2020, Letzte Aktualisierung: 23.10.2023
- Originaltitel
- À bout de souffle
- Genre
- Drama, Kriminalfilm
- Altersempfehlung
- ab 16 Jahre
- Klassenstufe
- ab 11. Klasse
- Unterrichtsfächer
- Deutsch, Französisch, Kunst, Philosophie, Ethik
- Themen
- Film/Filmgeschichte/Filmsprache, Liebe, Gender/Geschlechterrollen, Kriminalität, Verrat, Filmklassiker
Credits
- Filmtitel
- Außer Atem
- Originaltitel
- À bout de souffle
- Kinostart
- 29.10.2020
- Genre
- Drama, Kriminalfilm
- Regie
- Jean-Luc Godard
- Buch
- Jean-Luc Godard nach einem Treatment von François Truffaut
- Darsteller*innen
- Jean-Paul Belomondo, Jean Seberg, Henri-Jacques Huet, Liliane David, Roger Hanin u. a.
- Altersempfehlung
- ab 16 Jahre
- FSK
- ab 16 Jahre
- Verleih
- StudioCanal
- Festivals
- Internationale Filmfestspiele Berlin 1960: Beste Regie; Syndicat Français de la Critique de Cinéma 1961: Bester Film u. a.