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Close

Ein Film von Lukas Dhont Belgien, Frankreich, Niederlande 2022 / 105 Min ab 15 Jahre Schulkinowochen-Film

Inhalt

Unzertrennlich sind Léo und Rémi. Die Dreizehnjährigen lieben einander wie Brüder, Rémis Mutter Sophie nennt Léo ihren „Herzenssohn“. Die Freunde laufen durch die blühenden Blumenfelder der Gärtnerei von Léos Familie, erfinden fantasievolle Spiele und Geschichten. Ganz selbstverständlich übernachten sie im selben Bett und schmieden Pläne für die gemeinsame Zukunft, in der Léo Rémis Karriere als Oboist sieht. Mit dem Start an der neuen Schule endet diese Unbefangenheit: Die Mitschüler*innen unterstellen ihnen eine Liebesbeziehung. Verunsichert beginnt Léo, sein Verhältnis zu Rémi mit den Augen der anderen zu sehen. Er distanziert sich zusehends von ihm, beginnt mit Eishockey, findet neue Freunde. Auf dem Schulausflug ans Meer fehlt Rémi. Bei der Rückkehr erreicht Léo und seine Klasse die Nachricht von Rémis Suizid. Von Trauer und Schuldgefühlen gequält verschließt sich Léo, will Normalität erzwingen. Bis sich die Aussprache mit Sophie nicht länger vermeiden lässt …

filmisch

Der Titel CLOSE ist Programm: physische Nähe und häufige Close-Ups ihrer Gesichter drücken die innige Beziehung der beiden Jungen aus. Wichtiges Gestaltungsmittel sind Farben: ihre Freundschaft wird in bunter Sommerblumenidylle etabliert. In hartem Kontrast stehen Eishockey-Szenen in kaltem Blau-Weiß. Mit dem gewählten Zeitpunkt am Übergang von Kindheit zu Pubertät verändert sich die Wahrnehmung des Freundschaftsverhältnisses. Auf dem Schulhof wird Rollenverhalten geübt und bewertet. Der Film hinterfragt damit auch gängige Männlichkeitsbilder. Nach dem nicht näher benannten Suizid widmet sich die zweite Filmhälfte dem Thema Trauer und Verlust und den Unterschieden im Umgang damit. Die schulische Trauerbewältigungshilfe lehnt Léo ab, lenkt sich mit körperlicher Arbeit in der Gärtnerei ab. Léos unterdrückte (Schuld-)Gefühle kommen schließlich in der kathartischen Szene mit Rémis Mutter heraus.

Anknüpfungspunkte an die pädagogische Arbeit

„Ihr wirkt irgendwie enger als beste Freunde!“ Eigene Definitionen von Freundschaft helfen zu begründen, ob und inwiefern dieses Filmzitat von den Schüler*innen geteilt wird und welche Rolle die Meinung anderer für sie bei Freundschaften spielt. Wie der Film z. B. Freundschaft, Nähe, Entfremdung oder Trauer vermittelt, lässt sich gut anhand von Kameraeinstellungen, Farb-/Lichtgestaltung, Montage, Musik usw. untersuchen. Im Klassengespräch hinterfragen die Schüler*innen, warum Léo sich die Schuld an Rémis Tod gibt. Dabei kann der Unterschied zwischen „Schuld“ und „Schuldgefühlen“ herausgearbeitet werden. Den Begriff der Katharsis führt die Schlüsselszene zwischen Léo und Rémis Mutter (im Auto/Wald) ein. Der unterschiedliche Umgang mit Tod, Suizid, Trauer und Verlust kann anhand der Filmfiguren und Trauerbewältigungsszenen in Léos Klasse analysiert und um eigene Ansichten ergänzt werden.

Autor*in: Ulrike Seyffarth 02.01.2023, Letzte Aktualisierung: 23.01.2025

Genre
Drama, (Jugend-)Drama, Coming-of-Age
Altersempfehlung
ab 15 Jahre
Klassenstufe
ab 10. Klasse
Unterrichtsfächer
Psychologie, Ethik, Französisch, Religion, Philosophie, Sozialkunde
Themen
Freundschaft, Gender/Geschlechterrollen, sexuelle Identität, Familie, Pubertät, Entfremdung/Distanzierung, Schule, Peer Groups, Kommunikation, Suizid,Tod, Verlust, Trauer, Schuldgefühle, Verdrängung, Trauerbewältigung, Mobbing

Credits

Filmtitel
Close
Kinostart
26.01.2023
Genre
Drama, (Jugend-)Drama, Coming-of-Age
Regie
Lukas Dhont
Buch
Lukas Dhont
Darsteller*innen
Eden Dambrine, Gustav De Waele, Émilie Dequenne, Léa Drucker, Igor van Dessel, Léon Bataille u. a.
Altersempfehlung
ab 15 Jahre
FSK
ab 12 Jahre
Verleih
Pandora Film Verleih
Festivals
(Auswahl 2022) Internationale Filmfestspiele Cannes: Wettbewerb - Grand Prix der Jury; Filmfest Hamburg: Arthouse Cinema Award; Sidney Film Festival: Bester Film; vier Nominierungen für den Europäischen Filmpreis