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Das Deutsche Volk

Ein Film von Marcin Wierzchowski Deutschland 2025 / 132 Min ab 14 Jahre Schulkinowochen-Film

Inhalt

Im Dokumentarfilm DAS DEUTSCHE VOLK widmet sich Marcin Wierzchowski den Hinterbliebenen und Überlebenden des rassistischen Anschlags von Hanau am 19. Februar 2020. Über vier Jahre hinweg begleitet er die Familien der Opfer, die für Gerechtigkeit, Aufklärung und gesellschaftliche Anerkennung kämpfen. Nicht der Täter steht im Mittelpunkt, sondern die langfristigen Auswirkungen auf die Betroffenen. Durch intime Interviews, Archivmaterial und dokumentarische Beobachtungen entsteht ein vielschichtiges Bild von Trauer, Widerstand und dem alltäglichen Kampf gegen das Vergessen. Der Film beleuchtet das Versagen staatlicher Institutionen, die mangelnde Aufarbeitung seitens der Politik und unsere gesamtgesellschaftliche Tendenz zur Verdrängung. Er ist ein Beitrag zur Erinnerung und ein Appell, Verantwortung zu übernehmen.

filmisch

Wierzchowski setzt auf eine ruhige, beobachtende Kamera und eine reduzierte Bildsprache in Schwarz-Weiß, die eine konzentrierte Atmosphäre schafft und die Aufmerksamkeit auf Gesichter, Stimmen und Aussagen der Betroffenen fokussiert. Die Interviews sind frontal und schnörkellos, wodurch ihre emotionale Intensität spürbar wird – Wut, Trauer und Enttäuschung erhalten Raum. Archivmaterial aus Nachrichten, Reden und offiziellen Stellungnahmen kontextualisiert die Aussagen der Angehörigen und macht die Diskrepanz zur offiziellen Darstellung durch die Politik sichtbar. Die Mehrsprachigkeit – Deutsch, Türkisch, Rumänisch, Englisch – spiegelt die Lebensrealität der Opfer und ihrer Familien wider. Der Film entwickelt eine dokumentarische Sprache, deren Zurückhaltung Ausdruck von Respekt gegenüber den Protagonist*innen ist. So entsteht ein filmisches Zeugnis, das nicht belehrt, sondern berührt und zugleich ein klares politisches Anliegen transportiert: Erinnerung als Widerstand gegen das Vergessen.

Anknüpfungspunkte an die pädagogische Arbeit

Der Film bietet vielfältige Anknüpfungspunkte für die schulische Auseinandersetzung mit Themen wie Rassismus, Erinnerung(skultur), gesellschaftlicher Zusammenhalt und strukturelle Diskriminierung. Er kann Diskussionen über institutionelles Versagen, zivilgesellschaftliches Engagement und die Rolle von Medien in der Aufarbeitung anregen. Eine Analyse der filmsprachlichen Mittel wie Schwarz-Weiß-Bilder, Interviewführung/-technik und Montage ermöglicht eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Gestaltung von Dokumentarfilmen. Untersucht werden kann auch die Wirkung von Wierzchowskis Entscheidung, fast gänzlich auf Off-Stimmen, Kommentare oder zusätzliche Informationen seitens der Regie zu verzichten: Auf welche Effekte wird so verzichtet, und welche entstehen gerade dadurch? Schüler*innen können erarbeiten, wie dokumentarische Mittel Empathie erzeugen und politische Botschaften vermitteln.

Autor*in: Golschan Ahmad Haschemi 18.08.2025, Letzte Aktualisierung: 25.09.2025

Genre
Dokumentarfilm
Altersempfehlung
ab 14 Jahre
Klassenstufe
ab 9. Klasse
Unterrichtsfächer
Politik, Ethik, Deutsch, Religion, Sozialkunde, Medienkunde, Geschichte, Philosophie, Pädagogik, Demokratieerziehung (fächerübergreifend)
Themen
Rassismus, Erinnerungskultur, Solidarität, Dominanzgesellschaft, gesellschaftliche Ausschlüsse; Zusammenhalt, Zivilgesellschaft, mediale Repräsentation, Trauma; Empowerment, Selbstwirksamkeit, institutionelles Versagen, Aktivismus

Credits

Filmtitel
Das Deutsche Volk
Kinostart
04.09.2025
Genre
Dokumentarfilm
Regie
Marcin Wierzchowski
Buch
Marcin Wierzchowski
Darsteller*innen
Mitwirkende Çetin Gültekin , Emiş Gürbüz, Said Etris Hashemi, Armin Kurtović, Piter Minnemann, Niculescu Păuns u. a.
Altersempfehlung
ab 14 Jahre
FSK
ab 6 Jahre
Verleih
Rise and Shine Cinema
Festivals
2025: Berlinale, Sektion Berlinale Special; LICHTER Filmfest International: Award für den besten regionalen Langfilm, Jurypreis der Evangelischen Filmarbeit; Millenium Docs Against Gravity Festival (Warschau): Spezial-Award für Beste Produktion

Hinweise

Inhaltsvermerk/Disclaimer: Im Film werden rassistische Begriffe reproduziert.