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Der Trafikant, Tobis Film

Der Trafikant

Ein Film von Nikolaus Leytner Österreich, Deutschland 2018 / 113 Min ab 14 Jahre

Inhalt

Österreich 1937: Der 17-jährige Franz Huchel wird von seiner Mutter aus dem urwüchsigen Salzkammergut nach Wien geschickt, um im Tabakwarengeschäft ihres Liebhabers aus Jugendtagen, Otto Trsnjek, in die Lehre zu gehen. In Trsnjeks „Trafik“ – ein kleines Tabak- und Zeitungsgeschäft – werden die Kunden mit Namen begrüßt, auch die jüdischen Kunden. Nicht selbstverständlich in Zeiten antisemitischer Hetze, die nicht einmal Halt macht vor Berühmtheiten wie Sigmund Freud. Bei Freud, der zu Trsnjeks Stammkunden zählt, sucht Franz Rat in Liebesangelegenheiten und all den Fragen, die einen 17-Jährigen bewegen; vor allem aber die, warum die hübsche Anezka ihn nicht wieder treffen will. Doch die kleine heile Welt der Trafik wird bedroht: Der Schrecken des Nationalsozialismus breitet sich aus, denn der „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland steht kurz bevor.

filmisch

Das Drama um den arglosen Franz Huchel und sein schmerzliches Erwachsenwerden, bedingt durch die totalitären Verhältnisse, inszeniert Regisseur Nikolaus Leytner über weite Strecken eng angelehnt an den gleichnamigen Bestsellerroman von Robert Seethaler. Gestalterisch überzeugend gelingt es dem Film, den Übergang vom kindlichen Jugendlichen Franz hin zu einem couragiert-naiven jungen Erwachsenen mit einem humanistischen Menschenbild zu erzählen. Der Film spielt mit Kontrasten: der gewaltig urwüchsigen Bergwelt setzt er die städtische Enge entgegen. Während die Natur in einem geradezu mystischen Zauber überhöht erscheint, zeichnet Leytner die Welt der Großstadt außerhalb des Tabakladens nüchtern und anonym. Die immer wieder in die Handlung einfließenden Traumsequenzen spielen mit akzentreicher Licht- und Farbsetzung. Simon Morzé verkörpert den jungen Franz mit großer Glaubwürdigkeit.

Anknüpfungspunkte an die pädagogische Arbeit

Die Schüler*innen vollziehen am Beispiel der fiktiven Geschichte von Franz nach, welche gravierenden Auswirkungen politische Umstände auf das Leben jedes Einzelnen haben können. Die Figur des Franz und sein Erwachsenwerden bietet ein hohes Identifikationspotential für heutige Jugendliche. Franz Huchel steht für ein nicht-ausgrenzendes, vorurteilsfreies Menschenbild. Seine couragierte, fürsorgliche und treue Haltung gegenüber dem von rassistischer Hetze betroffenen Freud sowie dem politisch Verfolgten Trsnjek hat Vorbildcharakter. Gleichzeitig werden ihm ironischerweise seine Treue und seine Anhänglichkeit zum Verhängnis, was ebenfalls thematisiert werden sollte. Der Film bietet, mit Bezug auf die historischen Hintergründe, die Möglichkeit, das zurzeit aktuelle Erstarken von Rechtspopulisten in Österreich und Deutschland sowie die Zunahme von gruppenbezogener Hetze zu thematisieren.

Autor*in: Gabriele Blome 30.10.2018, Letzte Aktualisierung: 19.03.2024

Genre
Drama, Coming-of-Age
Altersempfehlung
ab 14 Jahre
Klassenstufe
ab 9. Klasse
Unterrichtsfächer
Deutsch, Geschichte, Politik, Sozialkunde, Ethik, Religion, Psychologie
Themen
Nationalsozialismus, „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland 1938, Judenverfolgung, Verfolgung politisch Andersdenkender, Diskriminierung, Freundschaft, erste Liebe, Zivilcourage, Träume

Credits

Filmtitel
Der Trafikant
Kinostart
01.11.2018
Genre
Drama, Coming-of-Age
Regie
Nikolaus Leytner
Buch
Klaus Richter und Nikolaus Leytner nach dem gleichnamigen Roman von Robert Seethaler
Darsteller*innen
Simon Morzé, Bruno Ganz, Johannes Krisch, Emma Drogunova, Regina Fritsch, Karoline Eichhorn, Elfriede Irral, Michael Fitz, Rainer Wöss u. a.
Altersempfehlung
ab 14 Jahre
FSK
ab 12 Jahre
Verleih
Tobis Film
DER TRAFIKANT Trailer Deutsch | Jetzt auf DVD, Blu-ray & digital!

Hinweise

In Kürze steht Ihnen ein FilmTippZOOM mit Materialien für den Unterricht zur Verfügung.