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LInk zum FilmTipp Gagarin - Einmal schwerelos und zurück

Gagarin - Einmal schwerelos und zurück

Ein Film von Fanny Liatard, Jérémy Trouilh Frankreich 2020 / 98 Min ab 13 Jahre Schulkinowochen-Film

Inhalt

Yuri ist 16 Jahre alt, Raumfahrtfan und in der Cité Gagarine zu Hause. In der nach Kosmonaut Juri A. Gagarin benannten Hochhaussiedlung in Ivry-sur-Seine ist er die gute Seele. Er liebt und lebt das solidarische Zusammenleben, kümmert sich um die Nachbarschaft und organisiert Reparaturen im Haus. Als die Stadt plant, die Siedlung abzureißen, formiert sich Widerstand. Yuri ist mit seinen Freund*innen Houssam und Diana vorne mit dabei. Doch trotz aller Bemühungen gelingt es nicht, den Abriss zu verhindern. Schon bald ziehen die ersten Familien weg, immer mehr Wohnungen stehen leer. Nur Yuri kann nicht gehen. Seit seine Mutter bei ihrem neuen Partner lebt, gibt es für ihn keinen anderen Ort. Im Kampf gegen die Einsamkeit träumt sich Yuri zu den Sternen, in einen schwerelosen Raum. Also verwandelt er die leerstehende Cité in ein riesiges Raumschiff – das für ihn um Hilfe ruft, eine Gemeinschaft an sich selbst erinnert und Yuri zu einem Planeten bringt, auf dem es Trost und neue Hoffnung gibt.

filmisch

Fanny Liatard und Jérémy Trouilh arbeiteten bereits 2014 an einem dokumentarischen Kurzfilmporträt über die Bewohner*innen der Cité Gagarine. 2019 kehrten sie für ihr Langfilmdebüt zurück. Geschaffen haben sie einen Film über Heimat- und Gemeinschaftsverlust, der sich jeder Genrezuschreibung entzieht: Milieustudie mit Coming-of-Age-Note, Archivaufnahmen aus der Blütezeit der Cité und Science-Fiction-Elemente verschmelzen miteinander. Elektronisch-atmosphärische Musik wird von eingängigen Liedern abgelöst, Sozialrealismus von träumerischer Weltraum-Ästhetik. Erzählt wird aus der Perspektive eines Jugendlichen, der den Ort seiner Kindheit verliert – selbst wenn er ihr viel zu schnell entwachsen musste. Sein Blick – eingefangen durch sein Teleskop – lässt dabei gelebte und geträumte Utopie sichtbar werden: Mal sehnt er sich zum Kosmos, ganz weit weg; mal rückt er Bilder vor das Objektiv, die mit Feingefühl vom Alltag in der Nachbarschaft erzählen. Auf diese Weise setzt der Film ein Denkmal, das nicht nur eine Gemeinschaft verewigt, sondern auch an die Idee sozialen Wohnens appelliert.

Anknüpfungspunkte an die pädagogische Arbeit

Der Mischung aus erzählter Utopie und Wirklichkeit folgend, bietet der Film mehrdimensionale Gesprächsanlässe zu unterschiedlichen Themen. Anknüpfend an die reale Geschichte der Cité Gagarine – Anfang der 1960er Jahre erbaut, 1963 durch den Namensgeber eingeweiht und ab 2019 über mehrere Monate hinweg abgerissen – können Fragen und Konzepte des sozialen Wohnens in den Blick genommen werden. Anhand der Geschichten von Yuri und Diana, die mit ihrer Roma-Familie am Rande der Cité lebt und deren Zuhause gewalttätig geräumt wird, werden verschiedene Gentrifizierungs- und Verdrängungsmechanismen sichtbar. Welche Rolle spielen Orte und Menschen für unser Heimatgefühl? Was bedeutet Gemeinschaft und Nachbarschat? Referenzen auf Science-Fiction-Filme und die wiederkehrende metaphorische Bedienung von Raumfahrtnarrativen können von den Schüler*innnen herausgearbeitet werden, erlauben dabei visionäre Antworten und stellen Fragen nach Zukunftsräumen.

Autor*in: Lisa Haußmann 11.07.2024, Letzte Aktualisierung: 22.10.2024

Originaltitel
Gagarine
Genre
(Sozial-)Drama, Coming-of-Age
Altersempfehlung
ab 13 Jahre
Klassenstufe
ab 8. Klasse
Unterrichtsfächer
Französisch, Deutsch, Sozialkunde, Politik, Kunst, Ethik, Religion
Themen
Nachbarschaft, Heimat, Individuum und Gesellschaft, Freundschaft, Liebe, Solidarität, Identität, Gentrifizierung, Raumfahrt

Credits

Filmtitel
Gagarin - Einmal schwerelos und zurück
Originaltitel
Gagarine
Kinostart
15.08.2024
Genre
(Sozial-)Drama, Coming-of-Age
Regie
Fanny Liatard, Jérémy Trouilh
Buch
Fanny Liatard, Jérémy Trouilh, Benjamin Charbit
Darsteller*innen
Alseni Bathily, Lyna Khoudri, Jamil McCraven, Finnegan Oldfield, Farida Rahouadj, Denis Lavant, Cesar 'Alex' Ciurar, Rayane Hajmessaoud, Hassan Baaziz, Salim Balthazard, Elyes Boulaïche, Fabrice Brunet, Jacques Cissoko, Mamadou Cissoko, Hassoun Dembele u. a.
Altersempfehlung
ab 13 Jahre
FSK
ab 12 Jahre
Verleih
Film Kino Text
Festivals
Internationale Filmfestspiele Cannes 2020, Französische Filmtage Tübingen 2020: Bester Film; Lumière Award 2022: Bester Erstlingsfilm