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Liebe, D-Mark und Tod

Ein Film von Cem Kaya Deutschland 2022 / 102 Min ab 12 Jahre Schulkinowochen-Film

Inhalt

Die deutsche (Migrations-)Geschichte ab den 1960er-Jahren wird in Cem Kayas unterhaltsamen und vielschichtigen Film erstmals über die Musik der Migrant*innen aus der Türkei erzählt, die sie selbst machten, liebten und sammelten, mit der sie feierten und protestierten. Aus dem Gefühl des Fremdseins und Heimwehs der sogenannten Gastarbeiter*innen wird politischer Widerstand gegen Rassismus, und schließlich fordern ihre Kinder und Enkelkinder selbstbewusst ihr Recht auf gesellschaftliche Teilhabe und Zugehörigkeit ein. Das alles und mehr spiegelt sich in ihrer bislang weitgehend unbeachteten Musikkultur wider: In melancholischen Gurbetçi-Liedern von Künstler*innen wie Yüksel Özkasap, der Nachtigall von Köln, oder Aşık Metin Türköz, im Disco Folk der alevitischen Band Derdiyoklar, in der deutschsprachigen sozialkritischen Musik von Ozan Ata Canani oder des Exil-Rocksängers Cem Karaca und den Kanaken, sowie im HipHop, der ab den 90er Jahren zum Sprachrohr der 2. und 3. Generation wurde.

filmisch

Der essayistisch-dokumentarische Erzählstil des Films zeichnet sich durch einen Mix aus Archivmaterial, Interviews sowie beobachtenden und performativen Szenen aus. Dabei setzt der Film einerseits auf eine chronologische Darstellung der Geschichte, u. a. markiert durch informative Texteinblendungen mit Jahreszahlen und wichtigen Ereignissen. Andererseits erhält er durch die Unterteilung in die Kapitel „Liebe“, „D-Mark“ und „Tod“ eine thematische Strukturierung. Das titelgebende Gedicht von Aras Ören, das Intro und Outro über den Traum des Bağlama-Virtuosen Ismet Topçu, sein Instrument im Weltall zu spielen, und nicht zuletzt die Musik und Liedtexte verleihen dem Film eine starke poetische Ebene. Die Montage ist überwiegend schnell und rhythmisch, passend zu den gesellschaftlichen und musikalischen Entwicklungen der letzten 60 Jahre. Ruhige Szenen des Films wiederum betonen die schwere emotionale Stimmung und laden zum Innehalten ein.

Anknüpfungspunkte an die pädagogische Arbeit

Mit viel Empathie und einer klaren antirassistischen Haltung fokussiert der Film die subjektiven Perspektiven und Erfahrungen von Migrant*innen aus der Türkei in Deutschland. Die oftmals distanzierte, vermeintlich objektive Berichterstattung der deutschen Medien bildet einen Kontrast dazu. Mit welchen erzählerischen und ästhetischen Mitteln nimmt der Film eine Erweiterung des nationalen, historischen und kulturellen Narrativs von Deutschland um migrantische Stimmen und Subjekte vor? Auch die unterschiedlichen Bedeutungs- und Ausdrucksebenen von Musik können besprochen werden: Als Zeitdokument, Kunst und Kultur, politischer Widerstand und Empowerment, als gemeinschaftsstiftendes Element und als eklektische Fusion von Genres, die durch die Migration, Globalisierung und Transkulturalität entstanden sind wie z. B. Disco Folk, R’n’Besque oder deutsch-türkischer und deutsch-kurdischer Rap.

Autor*in: Canan Turan 29.08.2022, Letzte Aktualisierung: 23.01.2025

Originaltitel
Aşk, Mark ve Ölüm
Genre
Dokumentarfilm
Altersempfehlung
ab 12 Jahre
Klassenstufe
ab 7. Klasse
Unterrichtsfächer
Ethik, Deutsch, Musik, Sozialkunde, Politik, Geschichte
Themen
Musik, Kunst, Kultur, Subkultur, Migration/Migrationsgesellschaft, Migrationsgeschichte, Rassismus, Rechtsextremismus, politischer Widerstand, Rebellion, Protest, Gemeinschaft, Empowerment, (deutsche) Geschichte

Credits

Filmtitel
Liebe, D-Mark und Tod
Originaltitel
Aşk, Mark ve Ölüm
Kinostart
29.09.2022
Genre
Dokumentarfilm
Regie
Cem Kaya
Buch
Cem Kaya & Mehmet Akif Büyükatalay
Darsteller*innen
İsmet Topçu, Ömer Boral, Yüksel Ergin, İhsan Ergin, Metin Türköz, Adnan Türköz, Yüksel Özkasap, Cevdet Yıldırım, Ercan Demirel, Cavidan Ünal, Ata Canani, Betin Güneş, Aykut Şahin, Fehiman Uğurdemir, Cengiz Öztunç, Dede Deli, Mustafa Çetinol, Erdal Karayağız, İzzet Nihat u. v. a. m
Altersempfehlung
ab 12 Jahre
FSK
ab 12 Jahre
Verleih
Rapid Eye Movie
Festivals
Berlinale 2022, Sektion Panorama: Publikumspreis und nominiert für den Amnesty International Preis und den Teddy Award; Dok.Fest München: Dokumentarfilmpreis des Goethe Instituts; 41. Istanbul Film Festival; IndieLisboa: IndieMusic Award; Achtung Berlin; Crossing Europe Linz; 19. Neisse Film Festival; 9. dokKa Film Festival: Preis der Stadt Karlsruhe; Sheffield DocFest
LIEBE, D-MARK UND TOD /// Offizieller Trailer