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Szenenbild aus dem Puppentrickfilm: Zucchini sitzt an einem Tisch und malt ein Bild. Die Figur hat einen übergroßen Kopf, riesigen Augen und blaue Haare

Mein Leben als Zucchini

Ein Film von Claude Barras Schweiz, Frankreich 2016 / 66 Min ab 9 Jahre Schulkinowochen-Film

Inhalt

In den Zeichnungen eines kleinen Jungen ist der Vater ein Superheld. In Wahrheit aber ist er verschwunden und die Mutter sitzt tagein, tagaus biertrinkend vor dem Fernseher. Als sie unerwartet stirbt, kommt der Neunjährige mit dem Spitznamen Zucchini ins Kinderheim. Anfangs fällt es ihm schwer, sich einzuleben. Zu sehr leidet er unter dem Verlust der Mutter. Er wird außerdem vom draufgängerischen Simon drangsaliert. Doch nach und nach freundet sich Zucchini mit ihm und den anderen Kindern an, die alle wie er in der Vergangenheit schlimme Dinge erlebt haben. Im Kinderheim erfahren viele zum ersten Mal, was Freundschaft, Geborgenheit und Spaß am Leben bedeuten. Gemeinsam haben sie etwa den Mut und die Tatkraft, einen Rettungsplan für Camille zu ersinnen, der die Adoption durch ihre gewalttätige Tante droht. Der Polizist Raymond erweist sich indes nicht nur für Zucchini als Freund und Helfer, sondern bietet auch Camille ein neues Zuhause.

filmisch

Die Figuren des Puppentrickfilms wirken mit überdimensionierten Köpfen und teils befremdlichen Ticks zwar etwas seltsam, aber durch große, ausdrucksstarke Augen auch lebendig und liebenswert. Als Symptomträger zerrütteter Familien sind ihnen ihre Biografien und Gefühle äußerlich eingeschrieben. Zucchini ist zudem durch auffällig blaue Haare als Protagonist gekennzeichnet, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird. Die sorgfältig entworfene Handlung und pointierten Dialoge ergänzen weitere Nuancen, so dass sich die Figuren zu einnehmenden, sympathischen Charakteren entwickeln. Die Überzeichnungen des Puppentricks und das im Vergleich zu digitalen Animationen statischer wirkende Stop-Motion-Verfahren sorgen für einen interessanten Verfremdungseffekt: Zum einen stellt die augenscheinlich artifizielle Filmwelt Distanz zum Publikum her, dass die harten Schicksale der Kinder so besser ertragen kann. Zum anderen bringt sie deren Leid und neu erfahrenes Glück kunstvoll auf den Punkt.

Anknüpfungspunkte an die pädagogische Arbeit

Dem auf Augenhöhe seiner Protagonisten und Zielgruppe erzählten Film gelingt es, komplexe und schwierige Themen wie Tod, Verlust und häusliche Gewalt mit Leichtigkeit und gepaart mit einer hoffnungsvollen Botschaft zu vermitteln. Der traumatischen Vergangenheit der Kinder stehen im Heim Freundschaft, Liebe und Solidarität gegenüber. Diese ebenso kindgerechte wie differenzierte Erzählweise ermöglicht es, sich mit älteren Grundschulkindern und der gebotenen Behutsamkeit diesen Themen zu nähern. Auch alltäglichere Aspekte wie Mobbing oder die Herausforderungen und Chancen alternativer Familien- und Betreuungsmodelle können erörtert werden. Anstelle oder in Ergänzung zur dialogischen Auseinandersetzung mit den Sujets des Films können auch kreative Zugänge sinnvoll sein. Anknüpfend an die fantasievolle, expressive Bildsprache des Puppentricks bieten sich die Herstellung von Zeichnungen, Puppen oder Animationen an, um eigene Erfahrungen, Gefühle oder Gedanken zum Film auszudrücken. Experimente zu Animationstechniken und Reflexionen zu deren Wirkung vertiefen das Verständnis des Films.

Autor*in: Marguerite Seidel 02.01.2017, Letzte Aktualisierung: 16.11.2023

Originaltitel
Ma Vie De Courgette
Genre
Literaturverfilmung, Animationsfilm, Kinderfilm
Altersempfehlung
ab 9 Jahre
Klassenstufe
ab 4. Klasse
Unterrichtsfächer
Deutsch, Ethik, Lebenskunde, Philosophie, Kunst, Sachkunde, Sozialkunde, Französisch
Themen
Gewalt, Familie, Kindheit/Kinder, Waisenkinder, Anerkennung, Freundschaft, Liebe, Werte, Identität, Verantwortung, Filmsprache

Credits

Filmtitel
Mein Leben als Zucchini
Originaltitel
Ma Vie De Courgette
Kinostart
16.02.2017
Genre
Literaturverfilmung, Animationsfilm, Kinderfilm
Regie
Claude Barras
Buch
Céline Sciamma basierend auf dem Buch „Autobiografie einer Pflaume“ (Erstausgabe) bzw. „Mein Leben als Zucchini“ (Titel der Neuauflage) von Gilles Paris
Darsteller*innen
Sprecher/innen deutsche Fassung: Linus Püttmann, Louisa Fuchs, Felix Lange, Helmut Gauß, Noah Liebscher, Victoria Waldau, Moritz Müller, Sarah Josse, Arianne Borbach u.a.
Altersempfehlung
ab 9 Jahre
FSK
ohne Altersbeschränkung
Verleih
Polyband Medien
Festivals
Festival International du Film d’Animation Annecy 2016: Publikumspreis und Cristal Award; Europäischer Filmpreis als Bester Animationsfilm 2016; Nominierung für den Golden Globe; Frankfurter Buchmesse 2016: Preis für die Beste Literaturverfilmung Kinder- und Jugendfilm; Melbourne International Film Festival 2016: Publikumspreis; San Sebastián Film Festival 2016: Publikumspreis; Film Festival Warschau 2016: Publikumspreis 2016; DOK Leipzig - Internationales Festival für Dokumentar- und Animationsfilm 2016; Quinzaine des Réalisateurs Cannes 2016