Memoiren einer Schnecke
Ein Film von Adam Elliot Australien 2024 / 95 Min ab 14 Jahre Schulkinowochen-Film
Inhalt
Grace Pudel, eine einsame Frau mittleren Alters, erzählt ihrer liebsten Schnecke Sylvia die Geschichte ihres Lebens – ein Leben voller Brüche und Verluste. Ihre Mutter starb bei der Geburt von Grace und ihrem Zwillingsbruder Gilbert. Die beiden lebten mit ihrem geliebten Vater, einem warmherzigen französischen ehemaligen Stop-Motion-Animator und Straßenkünstler, der nach einem tragischen Unfall, verursacht durch einen betrunkenen Autofahrer, seine Kunst aufgab und selbst Trost im Alkohol suchte. Nach seinem Tod werden Grace und Gilbert getrennt und in Pflegefamilien an entgegengesetzten Enden des Landes geschickt. Gezeichnet von Mobbing, Einsamkeit und tiefer Trauer findet Grace Halt in ihrer Liebe zu Schnecken, die wie sie ein tragbares Zuhause mit sich führen. Erst die Begegnung mit der exzentrischen Pinky bringt Hoffnung und Farbe in Graces graue Welt und zeigt ihr, dass es möglich ist, aus dem selbstgebauten Schneckenhaus auszubrechen und das Leben neu zu beginnen.
filmisch
Adam Elliot erschafft mit MEMOIREN EINER SCHNECKE ein poetisches Stop-Motion-Meisterwerk voller Liebe zum Detail. Der Film verzichtet vollständig auf digitale Effekte und überzeugt gerade durch seine handgemachte Anmutung. Jede Figur ist sichtbar von Hand geformt – mit all den kleinen Unregelmäßigkeiten, die den Figuren Menschlichkeit verleihen und ihre Brüche und Narben sichtbar machen. Die gedeckten Farbtöne spiegeln Graces innere Welt, ihre Trauer und Einsamkeit, während in Momenten von Hoffnung und Nähe sanfte Farbakzente aufleuchten. Die Kamera bleibt oft auf den Gesichtern und kleinen Gesten. So erzählt der Film nicht nur durch Sprache, sondern vor allem durch Blicke, Stille und die feine Bewegung der handgeformten Figuren. Der sensible Soundtrack verbindet sich mit Elliots warmherzigem, skurrilem Humor und schafft so eine zarte Balance zwischen Melancholie und Hoffnung.
Anknüpfungspunkte an die pädagogische Arbeit
Der Film bietet Anlass zur Auseinandersetzung mit Themen wie Tod, Verlust, Trauer, Adoption, Konversionstherapie, Horten, Zwangsarbeit, Behinderung, Sucht, Ausgrenzung und der Bedeutung von Freundschaft. Diskutiert werden können Mechanismen von Rückzug und Selbstschutz, aber auch Wege zu Selbstermächtigung, Nähe und Vertrauen. Die Schüler*innen können analysieren, wie die Stop-Motion-Ästhetik mit gedeckten Farben und handgeformten Figuren Graces Innenwelt spiegelt. Ebenso lässt sich untersuchen, wie Humor, poetische Details und symbolische Motive (z. B. das Schneckenhaus) die Balance zwischen Tragik und Hoffnung schaffen. Praktisch können Schüler*innen eigene kurze Stop-Motion-Sequenzen gestalten, um zentrale Motive wie Verlust, Rückzug, Freundschaft oder Mut zum Neubeginn mit Alltagsmaterialien zu visualisieren.
Autor*in: Cila Yakecã 26.05.2025, Letzte Aktualisierung: 08.09.2025
- Originaltitel
- Memoir of a Snail
- Genre
- Drama, Tragikomödie, Animationsfilm
- Altersempfehlung
- ab 14 Jahre
- Klassenstufe
- ab 9. Klasse
- Unterrichtsfächer
- Deutsch, Ethik, Religion, Kunst, Sozialkunde, Geschichte
- Themen
- Trauer, Verlust, Freundschaft, familiäre Trennung, Adoption, LGBTQIA+, Behinderung, Sucht, Zwangsarbeit, Selbstermächtigung, Ausgrenzung, Hoffnung
Credits
- Filmtitel
- Memoiren einer Schnecke
- Originaltitel
- Memoir of a Snail
- Kinostart
- 24.07.2025
- Genre
- Drama, Tragikomödie, Animationsfilm
- Regie
- Adam Elliot
- Buch
- Adam Elliot
- Altersempfehlung
- ab 14 Jahre
- FSK
- ab 12 Jahre
- Verleih
- Capelight Pictures
- Festivals
- Annecy Cristal 2024; Gewinner BFI London Film Festival 2024; Oscar-Nominierung 2025 als Bester Animierter Spielfilm
Hinweise
Inhaltsvermerk: Der Film behandelt belastende Themen wie Gewalt und Alkoholkonsum. Er enthält zudem Darstellungen von Nacktheit, Sexualität und seelischem Missbrauch.