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Link zum FilmTipp Milla meets Moses

Milla meets Moses

Ein Film von Shannon Murphy Australien 2019 / 118 Min ab 14 Jahre Schulkinowochen-Film

Inhalt

Als Milla Moses begegnet, geht ein Ruck durch ihr Leben, nicht nur, weil Moses – verlottert, schlaksig und rotäugig – sie auf dem Bahnsteig beinahe umrennt. Die 16-jährige ist sofort wie elektrisiert. Sie ahnt in dem sieben Jahre älteren Junkie und Teilzeit-Dealer einen Weg aus dem überbehüteten und sterilen Leben, das sie seit ihrer Krebsdiagnose führt. Als sie Moses noch am gleichen Abend bei ihren Eltern, dem Psychiater Henry und der ehemaligen Pianistin Anna, zum Abendessen einlädt, sind diese nicht gerade begeistert. Und Moses reizen an Millas Elternhaus zunächst vor allem die herumliegenden Psychopharmaka. Trotz dieser chaotischen Startbedingungen entspinnt sich zwischen Milla und Moses eine zaghafte Beziehung. Auch als sie einen Rückfall erleidet, wirft sich Milla kopfüber in ihre erste Liebe und in neue Erfahrungen. Selbst ihre Eltern müssen anerkennen, dass Moses ihre Tochter glücklich macht.

filmisch

MILLA MEETS MOSES ist ein Film über das Sterben, der vor Leben geradezu überquillt. Die unruhige Kamera ist immer nah an den Figuren, fängt die Atemlosigkeit des Teenager-Seins und den Hunger nach Leben ein, denen Millas Krankheit eine neue Dringlichkeit und einen bittersüßen Unterton verleiht. Musik ist im Film allgegenwärtig: Sie spannt einen Draht zwischen Milla und ihrer Mutter, die beide Musikerinnen sind, und unterstreicht gleichzeitig Millas Abnabelungs- und Selbstfindungs-prozess. Der vielfältige und oft überraschende Soundtrack aus klassischer Musik, nostalgischen Rock-Melodien oder fieberhaftem Elektro-Pop ertränkt die Geschichte dabei nie in Kitsch. Spannend – und womöglich dem Theaterhintergrund der Regisseurin Shannon Murphy geschuldet – ist auch die Art, wie der Film trotz seines Realismus immer wieder aus seiner geschlossenen Welt ausbricht: Durch flüchtige Blicke in die Kamera (Durchbrechen der "vierten Wand")macht Milla die Zuschauer*innen zu Komplizen in ihrer Rebellion, bunte Kapitelüberschriften kommentieren das Geschehen, Farben und Lichter verleihen Szenen einen traumwandlerischen und surrealen Anstrich.

Anknüpfungspunkte an die pädagogische Arbeit

Mit seiner mitreißenden und kurzweilig erzählten Geschichte knüpft der Film an die Lebenswelten und Sehgewohnheiten der Schüler*innen an und fordert sie gleichzeitig heraus, sich auf eine Filmsprache Abseits der Konventionen einzulassen. Auf der thematischen Ebene lädt er ein, sich mit Trauer und Verlust zu beschäftigen: Wie gehen die Protagonist*innen mit ihrem Schmerz um? Darüber hinaus werden klassische Fragen eines Coming-of-Age Films verhandelt: Wer bin ich, wer will ich sein? Wie sehen mich andere? Was will ich vom Leben? Gerade weil die Figuren in all ihren Schwächen und Widersprüchen gezeigt werden, lohnt sich eine tiefere Beschäftigung mit der Familienkonstellation. Gleichzeitig bietet der Film einen Einstieg in filmästhetische Fragestellungen: Welche Rolle spielen Farben oder Kostüme bei der Charakterisierung der Figuren? Wie und warum durchbricht der Film an einigen Stellen die vierte Wand? Der ungewöhnliche Soundtrack, der viel mit innerfilmischer Musik arbeitet und ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte ist, kann ebenso näher beleuchtet werden.

Autor*in: Roberta Huldisch 29.09.2020, Letzte Aktualisierung: 22.11.2023

Originaltitel
Babyteeth
Genre
Drama, Coming-of-Age
Altersempfehlung
ab 14 Jahre
Klassenstufe
ab 9. Klasse
Unterrichtsfächer
Englisch, Kunst, Ethik, Deutsch, Musik, Sozialkunde, Darstellendes Spiel
Themen
Erwachsenwerden, erste Liebe, Krankheit, Tod, Trauer, Familie, Abschiednehmen

Credits

Filmtitel
Milla meets Moses
Originaltitel
Babyteeth
Kinostart
08.10.2020
Genre
Drama, Coming-of-Age
Regie
Shannon Murphy
Buch
Rita Kalnejais
Darsteller*innen
Eliza Scanlen, Toby Wallace, Essie Davis, Ben Mendelsohn, Emily Barclay, Eugene Gilfeder u. a.
Altersempfehlung
ab 14 Jahre
FSK
ab 12 Jahre
Verleih
X-Verleih
Festivals
(Auswahl) Internationale Filmfestspiele Venedig 2019: Marcello-Mastroianni-Preis für den besten Nachwuchstdarsteller; BFI London Filmfestival: Preis für den besten Erstlingsfilm
MILLA MEETS MOSES | Offizieller Trailer