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Mittagsstunde

Ein Film von Lars Jessen Deutschland 2022 / 93 Min ab 14 Jahre Schulkinowochen-Film

Inhalt

Ingwer, 47 Jahre alt und Dozent an der Kieler Uni, beschließt sich um seine Eltern zu kümmern, die nicht mehr alleine zurechtkommen. Für ein Jahr kehrt er der Stadt den Rücken, um in seinem kleinen Heimatdorf Brinkebüll zu helfen. Die Mutter ist dement, der Vater verbittert. Mit dem Dorf und den Alten kommen auch die Erinnerungen an seine Kindheit in den 1970er Jahren zurück, als nach der Flurbereinigung erst die Knicks, dann die Störche verschwanden. Über die wunderliche Marret, seine vermeintliche Schwester, die im Fällen der alten Dorflinde ein Zeichen für den drohenden Weltuntergang sah, lächelte man im Dorf. Aber irgendwann verschwand auch Marret. Ingwer selbst ging eines Tages und ließ seine Eltern samt dem Gasthaus zurück. Jetzt hält nur der alte Gastwirt Sönke Feddersen, „de Ole“, immer noch stur hinter seinem Tresen im alten Dorfkrug die Stellung.

filmisch

Regisseur Lars Jessen webt die Familiengeschichte um den heimgekehrten Sohn eines Dorfkrug-Gastwirts als Flickenteppich aus Erinnerungsstücken: Immer wieder verschwimmen Situationen, Bilder und Begegnungen hin zu Orten und Schlüsselmomenten der norddeutschen Kindheit. Eine bedrückende Kindheit in Rückblenden, die der Film in entsättigten Farben darstellt, unterlegt mit melancholischer Musik, die die Tragik des jungen Ingwers und der mysteriösen weiblichen Figur Marret unterstreicht. Gesprochen wurde damals vielerorts plattdeutsch. Die wortkargen Dialoge gewinnen durch den untertitelten Dialekt an Authentizität. Jessens Anti-Heimatfilm erzählt vom Wandel einer dörflichen Gemeinschaft hin zu einer losen Gesellschaft mit gut ausgebauten Straßen.

Anknüpfungspunkte an die pädagogische Arbeit

Der Einsatz des Films bietet sich besonders in norddeutschen Bundesländern an, in denen plattdeutsch gesprochen, verstanden und als identitätsstiftend erlebt wird. Im Mittelpunkt des Films steht eine Familie, in der unausgesprochene Geheimnisse, nicht gelebte Wünsche und tragische Verlusterfahrungen das familiäre Leben prägen. Anhand einer Figurenkonstellation können die Schüler*innen die verwickelte Geschichte der Familie Feddersen nachvollziehen. Mithilfe des Films kommen Schüler*innen über das Leben auf dem Land im Vergleich zum Leben in der Stadt und den Veränderungen des Landlebens in den vergangenen Jahrzehnten in einen Austausch. Der Umbau der bäuerlichen Landwirtschaft hin zu einer industriellen Landwirtschaft mit ihren sozialen und ökologischen Folgen kann ebenfalls diskutiert werden. Im Lernfeld Film bietet es sich an, den Film im Hinblick auf die Funktion des Gestaltungselements der Rückblende hin zu untersuchen. Woran erkennen wir die unterschiedlichen Zeiten, die der Film erzählt; welche gestalterischen Elemente helfen uns als Zuschauer*innen, die zeitliche Struktur zu verstehen?

Autor*in: Gabriele Blome 17.08.2022, Letzte Aktualisierung: 22.11.2023

Genre
Drama, Literaturadaption
Altersempfehlung
ab 14 Jahre
Klassenstufe
ab 9. Klasse
Unterrichtsfächer
Deutsch, Ethik, Erdkunde, Psychologie, Philosophie, Politik, Sozialkunde
Themen
Lebenskrisen, Sinnsuche, Familie, Individuum (und Gesellschaft), Selbstverwirklichung, Strukturwandel, Stadt und Land

Credits

Filmtitel
Mittagsstunde
Kinostart
22.09.2022
Genre
Drama, Literaturadaption
Regie
Lars Jessen
Buch
Catharina Junk, Dörte Hansen nach dem gleichnamigen Roman von Dörte Hansen
Darsteller*innen
Charly Hübner, Gro Swantje Kohlhof, Lennard Conrad, Hildegard Schmahl, Peter Franke, Gabriela Maria Schmeide, Rainer Bock u. a.
Altersempfehlung
ab 14 Jahre
FSK
ab 12 Jahre
Verleih
Majestic
MITTAGSSTUNDE - Trailer - nach dem Bestseller von Dörte Hansen - ab 9.3.23 als DVD, Blu-ray und VOD