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Link zum FilmTipp Oeconomia

Oeconomia

Ein Film von Carmen Losmann Deutschland 2020 / 89 Min ab 15 Jahre Schulkinowochen-Film

Inhalt

Die ruhige Stimme einer Frau stellt Fragen: Was treibt eigentlich unsere Wirtschaft? Wie wird Geld geschaffen? Und wie funktioniert der Kreislauf aus Kreditaufnahme und Schuldentilgung? Es ist Regisseurin Carmen Losmann selbst, die mittels ihrer Stimme durch den Film führt. Als eine Art Reiseleiterin führt sie die Zuschauer*innen durch das komplexe Geflecht von Wirtschaft, Banken und Finanzen, das unsere Welt im Innersten zusammenhält – und gleichzeitig droht, sie an den Abgrund zu führen. Denn das System funktioniert nur, so lange unentwegt Schulden aufgenommen werden. Seit Jahrzehnten wird auf diese Weise die Verschuldung öffentlicher und privater Haushalte vorangetrieben und die großen Vermögen in den Händen einer kleinen Minderheit konzentriert. Private Gläubiger drohen so letztlich die Haushaltspolitik der öffentlichen Hand zu bestimmen. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer weiter, eine massive Ungleichheit, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet.

filmisch

Ökonomische Zusammenhänge in Filmbilder zu übersetzen ist eine große Herausforderung, da es sich zum großen Teil um abstrakte Vorgänge handelt. Losmann löst sie durch verschiedene Ansätze: Zum einen verwendet ihr Film prägnante Grafiken, um das Wechselspiel von Schulden, Krediten und Geldschöpfung darzustellen. Zum anderen benutzt sie klassische Interviewsequenzen mit Wirtschaftsakteuren. Auf einer dritten Ebene kommen nachgesprochene Recherche-Telefonate zum Einsatz, die unterlegt sind mit ruhigen Einstellungen der Arbeitswelt der Finanzakteure: Die gläsernen Hochhäuser, die nur scheinbar den Eindruck von Transparenz erwecken und von deren oberen Stockwerken, man auf "die Welt da unten" guckt. Eine architektonische Machtdemonstration aus Stahl und Glas. Seine stärksten Momente hat der Film, wenn er die Ratlosigkeit der Akteure offenlegt, die den einfachen Fragen der Regisseurin mitunter nichts entgegen zu setzen haben.

Anknüpfungspunkte an die pädagogische Arbeit

Zweifelsohne fordert "Oeconomia" eine überdurchschnittliche Konzentration vom Publikum. Gleichzeitig schafft es der Film für ein "trockenes" Thema wie Wirtschaft zu interessieren, indem er fundamentale Fragen aufwirft und verständlich erklärt. So können die Schüler*innen versuchen, einen Bezug zu ihrem eigenen Leben herzustellen: Welche Rolle spielt "die" Wirtschaft in ihrem Leben? Hat die Familie beispielsweise einen Kredit aufgenommen? Und würde es die Schüler*innen reizen, in der Finanzbranche zu arbeiten? Auch kann diskutiert werden, wie eine menschen- und umweltverträgliche Wirtschaft aussehen könnte. Hier lassen sich durchaus Bezüge zur Fridays for Future-Bewegung herstellen. Weiterhin fällt auf, dass über 90 Prozent der vorgestellten Wirtschaftsakteure Männer sind. Was sagt diese Geschlechterdichotomie über die tatsächlichen Machtverhältnisse in unserer Gesellschaft aus? Nicht zuletzt kann darauf geschaut werden, welche filmischen Mittel die Regisseurin verwendet, um etwas quasi "Unsichtbares" wie die Finanzwirtschaft zu visualisieren und für die Zuschauer fassbar zu machen. Ist ihr das in den Augen der Schüler*innen gelungen?

Autor*in: Dörthe Gromes 20.09.2020, Letzte Aktualisierung: 29.11.2023

Genre
Dokumentarfilm
Altersempfehlung
ab 15 Jahre
Klassenstufe
ab 10. Klasse
Unterrichtsfächer
Ethik, Geschichte, Wirtschaft/WAT, Sozialkunde, Philosophie, Medienkunde
Themen
Arbeit, Geld, Gerechtigkeit, Feminismus, Finanzen, Kapitalismus, Kredit, Macht, New Economy, Schulden, Wirtschaft

Credits

Filmtitel
Oeconomia
Kinostart
15.10.2020
Genre
Dokumentarfilm
Regie
Carmen Losmann
Buch
Carmen Losmann
Darsteller*innen
Mitwirkende: Samirah Kenawi, Dag Schulze, Marc Sierszen, Elsa Egerer, Jean-Marc Decressonnière, Nicolas Peter, Michael Heise u. a.
Altersempfehlung
ab 15 Jahre
FSK
ohne Altersbeschränkung
Verleih
Neue Visionen Filmverleih
Festivals
(Auswahl 2020) Berlinale, Sektion Forum; Duisburger Filmwoche; Fünf Seen Festival
Kinotrailer "Oeconomia" - Kinostart: 15. Oktober 2020