Umberto Eco - Eine Bibliothek der Welt
Ein Film von Davide Ferrario Italien 2022 / 80 Min ab 16 Jahre Schulkinowochen-Film
Inhalt
1.200 antike Bücher und rund 30.000 moderne Werke beherbergt die Privatbibliothek des 2016 verstorbenen italienischen Intellektuellen Umberto Eco, der mit seinem Romanerstling „Der Name der Rose“ weltweite Bekanntheit erlangte. Davide Ferrarios Dokumentarfilm über die beeindruckende, mit vielen skurrilen Schriften gespickte Sammlung des Gelehrten bringt dem Publikum einen Menschen nahe, der vor Neugier und Wissensdurst nur so sprudelte. Okkulte Wissenschaften und popkulturelle Erzeugnisse interessierten Eco ebenso wie komplizierte Fragen unserer Existenz. Etwa die, wie wir im digitalen, von Informationen überfluteten Zeitalter den Durchblick behalten, es schaffen, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Erinnern und filtern, so zeigt es der Film, gehörten für Eco zu den zentralen menschlichen Fähigkeiten – unabdingbare Eigenschaften beim Erstellen großer Enzyklopädien.
filmisch
Wie inszeniert man einen lebendigen Film über eine Bibliothek? Ganz einfach: Indem man dem geistig äußerst umtriebigen Besitzer der Büchersammlung immer wieder selbst zu Wort kommen lässt. Interviewausschnitte und Lesungsauszüge zeigen Umberto Eco nicht nur als meinungsstarken, das haptische Erleben verfechtenden Denker, sondern auch als witzig-pointierten, polyglotten Unterhalter. Wegbegleiter*innen und Familienmitglieder liefern Anekdoten, führen durch die Hallen der Bibliothek und lassen uns Blicke in manche der dort gelagerten Kuriositäten werfen. Nicht immer leicht zugänglich, aber dennoch interessant sind die Einschübe, in denen Schauspieler*innen, zur Kamera gewandt, aus den Schriften des italienischen Philosophen rezitieren. Etwas zu verkrampft um Verspieltheit bemüht ist die Filmmusik, die Ecos Hymne an die Kraft der Stille beinahe zuwiderläuft.
Anknüpfungspunkte an die pädagogische Arbeit
Ausgehend vom ausschnittartigen Bild des Films lässt sich das Leben und Wirken Umberto Ecos im Unterricht genauer untersuchen: Wann setzte seine Begeisterung für Literatur, für menschliche Kommunikation ein? Wie begann seine universitäre Laufbahn? Und welche Themen verhandelte er in seinen Werken? Ecos Ausführungen bieten sich auch für eine Diskussion über den Wert von Büchern an. Wird es in 50 Jahren eine solche Privatbibliothek noch geben? Oder werden Orte wie dieser im Digitalen aufgehen? Ebenfalls spannend: Inwiefern hat Eco mit seiner Kritik am heutigen Informationsüberfluss Recht? Und wie kann man seine Erläuterungen zur Lüge konkret auf unsere von Fake News bedrohte Gegenwart beziehen? Unter filmischen Gesichtspunkten lohnt sich ein Gespräch über die Wirkung der durch Schauspieler*innen vorgetragenen Passagen. Wie versucht der Film hier, eine andere Form von Nähe zu erzeugen?
Autor*in: Christopher Diekhaus 27.02.2024, Letzte Aktualisierung: 14.08.2024
- Originaltitel
- Umberto Eco: La biblioteca del mondo
- Genre
- Dokumentarfilm
- Altersempfehlung
- ab 16 Jahre
- Klassenstufe
- ab 11. Klasse
- Unterrichtsfächer
- Deutsch, Philosophie, Psychologie, Ethik
- Themen
- Bildung, Gedächtnis, Erinnerung, Kommunikation, Sprache, Literatur, Kunst, Kreativität, Popkultur, Medien, Internet, Philosophie, Fantasie
Credits
- Filmtitel
- Umberto Eco - Eine Bibliothek der Welt
- Originaltitel
- Umberto Eco: La biblioteca del mondo
- Kinostart
- 21.03.2024
- Genre
- Dokumentarfilm
- Regie
- Davide Ferrario
- Buch
- Davide Ferrario
- Darsteller*innen
- Giuseppe Cederna, Niccolò Ferrero, Paolo Giangrasso, Walter Leonardi, Zoe Tavarelli, Mariella Valentini, Umberto Eco, Carlotta Eco, Emanuele Eco, Pietro Eco, Stefano Eco, Renate Eco-Ramge u. a.
- Altersempfehlung
- ab 16 Jahre
- FSK
- ohne Altersbeschränkung
- Verleih
- mindjazz pictures
- Festivals
- Rome Film Festival 2022; FIPADOC Festival 2023; DOK.fest München 2023; Docs Against Gravity Film Festival 2023