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Wenn du Angst hast, nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst

Ein Film von Marie Luise Lehner Österreich 2024 / 88 Min ab 12 Jahre Schulkinowochen-Film

Inhalt

Die zwölfjährige Anna lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter Isolde in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung am Rande von Wien. Anna ist eine sogenannte CODA („child of deaf adults“) – ein „Kind gehörloser Eltern“. Denn Isolde hat eine Hörbehinderung. Mit ihr unterhält sich Anna oft in Gebärdensprache, gleichzeitig spricht Anna auch Lautsprache. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist innig, aber das Geld oft knapp. Als Anna von der Mittelschule auf ein Gymnasium im Stadtzentrum wechselt, trifft sie auf Jugendliche, von denen die meisten aus der Oberschicht stammen. Obwohl sie selbstbewusst ist, beginnt sie sich für ihre soziale Herkunft und die behinderte Mutter zu schämen. Auch mit Isolde kommt es in Folge immer öfter zu Streitereien. Am Ende findet Anna aber mit Mara eine verbündete Freundin an der neuen Schule und kann ihre Scham in Stolz verwandeln.

filmisch

Der Film ist eine Coming-of-Age Geschichte der besonderen Art. Denn auf der Suche nach Identität wird Vielfalt als Norm dargestellt. Dabei werden Themen wie Klassismus, Behinderung und Geschlechteridentität verhandelt. Das bemerkenswerte an Marie Luise Lehners Debüt ist ihre intersektionale Haltung, mit der sie unaufgeregt vielfältige Lebensrealitäten zeigt. Beispielsweise lebt Annas neue Freundin Mara ebenfalls allein mit ihrem queeren Vater. Lehner spielt gerade beim Aussehen ihrer Haupt- und Nebenfiguren immer wieder mit Gender-Stereotypen und Cross-Dressing. Zum Beispiel tanzen Anna und Mara als Männer verkleidet und mit künstlichen Bart Tik-Tok-Videos nach. Die Nachbarschaft von Anna ist vielfältig, dazu gehören Kinder mit Migrationsgeschichte oder Transvestiten genauso selbstverständlich wie ihre hörbehinderte Mutter.

Anknüpfungspunkte an die pädagogische Arbeit

Der Film eignet sich besonders gut, um auf den Alltag von Menschen mit Hörbehinderung und deren Kinder einzugehen. Wie wird Licht anstatt Geräusche für Wecker oder Klingel verwendet, auf welche Barrieren treffen Isolde und Anna, welche Hilfsmittel nutzt Isolde? Gebärdensprache kann als eigenständige Sprache besprochen werden. Lohnenswert ist, sich mit dem Ton im Film auseinander-zusetzen. Einmal nimmt Isolde ihre Hörgeräte im Schwimmbad heraus, die Atmosphäre wird dumpfer und die Zuschauer*innen können in ihre Art, die Welt wahrzunehmen, eintauchen. Im Gegensatz dazu ist für Anna Musik sehr wichtig. Sie tanzt Social-Media-Videos zu queerem Elektro-POP von POP:SCH („Gender Police“) oder Tami T („Princess“) nach. Da sich die Songs explizit mit dem Thema Geschlechteridentität beschäftigt, können die Texte analysiert werden. Darauf aufbauend ist es möglich, auf die sexuelle Orientierung bei Jugendlichen einzugehen. Bspw. äußert Anna selbst, dass sie ihren männlichen Mitschüler vor allem deshalb interessant findet, weil sie so sein will wie er.

Autor*in: Nina Linkel 11.09.2025, Letzte Aktualisierung: 01.10.2025

Genre
Drama, Coming-of-Age
Altersempfehlung
ab 12 Jahre
Klassenstufe
ab 7. Klasse
Unterrichtsfächer
Deutsch, Ethik, Musik, Sozialkunde, Medienkunde, Philosophie, Psychologie
Themen
Behinderung, Hörbehinderung, Geschlechteridentität, Klassismus, Vielfalt, LGBTQIA+, Erwachsenwerden, Eltern-Kind-Beziehung, alleinerziehende Eltern, Identität, Sexualität, Intersektionalität, Freundschaft

Credits

Filmtitel
Wenn du Angst hast, nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst
Kinostart
02.10.2025
Genre
Drama, Coming-of-Age
Regie
Marie Luise Lehner
Buch
Marie Luise Lehner
Darsteller*innen
Siena Popovic, Jessica Paar, Mariya Menner, Katrin Resetarits u. a.
Altersempfehlung
ab 12 Jahre
FSK
ab 12 Jahre
Verleih
arsenal – institut für film und videokunst e. V.
Festivals
(Auswahl 2025) Berlinale: Teddy Award; CICAE Art Cinema Award; Pink Apple Filmfestival Zürich: Publikumspreis und Bester Film im Internationalen Wettbewerb; Diagonale - Festival des österreichischen Films, Graz u. v. a. m.